In der aktuellen Ausgabe der Naturfotografie-Zeitschrift NATURBLICK wurde von mir der Artikel „Auf den Gewässern des Neustrelitzer Kleinseenlands“ veröffentlicht. Darin berichte ich über das Paddeln in dieser Region und gebe Tipps zum Fotografieren vom Boot. Hier findest du die Inhalte mit zusätzlichen Bildern:
Mein Artikel in der Naturfotografie-Zeitschrift NATURBLICK 03/2019
Eine andere Welt
Lautlos taucht mein Paddel in die spiegelglatte Wasseroberfläche ein. Erst vor wenigen Minuten bin ich mit dem Kanu gestartet, doch den hektischen Alltag habe ich bereits komplett vergessen. Zu hören ist nur das Gezwitscher der Vögel. Ich befinde mich im Neustrelitzer Kleinseenland auf der Havel, nahe dem Quellgebiet. Sie ist hier nur wenige Meter breit. Über mir spannt sich ein geschlossenes Blätterdach. Die ungewohnte Perspektive vom Wasser aus lässt bei mir den Eindruck entstehen, ich würde in eine andere Welt eintauchen.
Schwaanhavel in der Nähe von Wesenberg
Canon EOS 50D | Canon 17-55/2.8 | 17 mm | 1/50 Sek. | f/5.6 | ISO 400
Die Region
Das Neustrelitzer Kleinseenland befindet sich im südöstlichen Bereich der Mecklenburgischen Seenplatte. Es umfasst zahlreiche kleinere Seen, die zumeist über Fließgewässer oder Kanäle miteinander verbunden sind. Die Landschaft ist darüber hinaus von Mooren, Feuchtwiesen, Kiefern- und Buchenwäldern geprägt. Über 50 Prozent des Gebiets sind unter Schutz gestellt. Große Teile des nördlichen Abschnitts gehören beispielweise zum Müritz Nationalpark.
Zahlreiche seltene Tierarten können beobachtet werden. Die Brutdichte von Kranich, Rohrdommel, See- und Fischadler ist hier besonders hoch. Mit Glück lassen sich auch Schwarzstorch, Eisvogel oder Fischotter entdecken.
Ein Haubentaucher im Morgennebel
Canon EOS 50D | Canon 100-400/4.5-5.6 | 400 mm | 1/1000 Sek. | f/5.6 | ISO 400
Eine Woche lang paddle ich vom Käbelicksee bei Kratzeburg - nahe der Havelquelle - unter anderem über den Useriner See, Woblitzsee, Labussee und Mirower See bis zum Leppinsee. Zwischen manchen Seen und an Schleusen sind Umtragungen erforderlich. Hierfür gibt es aber entweder Loren oder es kann vor Ort ein Bootswagen ausgeliehen werden.
Nebel lässt die Horizontlinie verschwinden, während die ersten durchbrechenden Sonnenstrahlen das Schilf in warmes Licht tauchen
Canon EOS 50D | 2,8/17-55 mm | 17 mm | f/11 | 1/15 Sek. | ISO 100
Fotografieren vom Boot
Da viele Gewässer für Motorboote gesperrt sind, empfiehlt sich als Boot in erster Linie ein Kanadier oder ein Kajak. Ein offener Kanadier hat den Vorteil, dass viel Platz vorhanden ist und die Fotoausrüstung griffbereit vor den Füßen liegen kann. Deshalb habe ich mich für diese Variante entschieden. Ein Nachteil ist aber die Windanfälligkeit, insbesondere wenn man wie ich alleine unterwegs ist. Als Abhilfe habe ich eine Tonne mit Wasser gefüllt und im vorderen Bereich des Kanadiers platziert. Das sorgt für einen besseren Geradeauslauf.
Mein "Arbeitsplatz"
Pentax Optio WG-2 | 5 mm ( = 28 mm) | 1/320 Sek. | f/4.2 | ISO 125
Die große Herausforderung beim Fotografieren ist die ständige Bewegung des Kanus. Selbst in windgeschützten Bereichen treibt es immer etwas. Es gilt also, das Boot möglichst gut zu positionieren und dann zügig die Aufnahme mit relativ kurzer Verschlusszeit zu machen, bevor es wieder wegtreibt. Zu eifrige Paddelschläge oder hektische Bewegungen zerstören dabei schnell die Wasserspiegelung. Ich benötige deshalb oftmals viele Anläufe. Zu zweit lässt sich das sicherlich einfacher bewältigen, indem eine Person ausschließlich das Kanu in Position hält und die andere Person sich auf das Fotografieren konzentriert.
Frühmorgens ist die Wasseroberfläche oftmals spiegelglatt
Canon EOS 50D | Canon 17-55/2.8 | 20 mm | 1/30 Sek. | f/11 | ISO 250
Ausrüstung
Neben einem Weitwinkel- und einem leichten Teleobjekt darf für Tieraufnahmen eine lange Brennweite natürlich nicht fehlen. Da vom Boot ausschließlich aus der Hand fotografiert wird, sollte das Objektiv allerdings nicht zu schwer sein. Hier ist das 100-400 mm Objektiv von Canon an einer APS-C-Kamera eine gute Wahl.
Für Aufnahmen knapp über der Wasseroberfläche ist ein Klappdisplay von Vorteil. Meine Kamera hat leider keins, deshalb benötige ich dabei unzählige Versuche für ein gelungenes Bild. Bei solchen Aufnahmen steigt allerdings das Kenter-Risiko. Wer auf Nummer sicher gehen möchte, packt seine Kamera in einen wasserdichten Schutzbeutel.
Ein Stativ sollte in jedem Fall dabei sein, weil viele Motive morgens oder abends vom Ufer aus fotografiert werden können.
Um diese Blässhuhn-Küken auf Augenhöhe fotografieren zu können, habe ich die Kamera aus dem Kanu heraus knapp über die Wasseroberfläche gehalten - ein kippliges und somit für die Technik nicht ganz unriskantes Unterfangen
Canon EOS 50D | 2,8/17-55 mm | 17 mm | f/7,1 | 1/320 Sek. | ISO 250
Ich übernachte immer auf einem der zahlreichen Zeltplätze und habe somit auch die Campingausrüstung mit. Während des Paddelns wird alles, was nicht benötigt wird, in wasserdichten Taschen und Containern verstaut. Diese habe ich beim Kanuverleih mit ausgeliehen. Für Umtragepassagen könnte zudem ein eigener Bootswagen hilfreich sein, der vorab gemietet und im Boot mitgeführt wird. Auf meiner Route ist er allerdings nicht erforderlich.
Reisezeit
Der Spätfrühling oder Frühsommer ist aus meiner Sicht die beste Reisezeit. Dann ist das Grün der Blätter noch frisch, Wasservögel ziehen ihre Küken auf und morgens wabert oftmals leichter Nebel über der Wasseroberfläche, der besonders stimmungsvolle Bilder ermöglicht. Außerdem sind noch nicht so viele Wasserwanderer unterwegs wie im Hochsommer. Der Herbst verspricht mit der Laubfärbung ebenfalls schöne Motive, allerdings ist das Wetter dann unbeständiger und manche Zeltplätze sind geschlossen.
Laubspiegelung im Frühjahr
Canon EOS 50D | 2,8/17-55 mm | 55 mm | f/8 | 1/40 Sek. | ISO 200
Für mich wird es mit Sicherheit nicht die letzte Kanutour in dieser Region gewesen sein.